Die IG Metall stellt sich gegen Pläne des Autozulieferers GKN Driveline, das Werk im sächsischen Zwickau-Mosel mit über 800 Beschäftigten zu schließen und an weiteren deutschen Standorten Arbeitsplätze abzubauen. „Wir fordern die Unternehmensführung von GKN Driveline auf, die Standorte fit zu machen für die Zukunft und die Beschäftigung zu sichern“, erklärte IG Metall-Bezirksleiterin Irene Schulz. „Eine Werksschließung in Mosel stößt auf unseren entschiedenen Widerstand.“
Zuvor hatte die Geschäftsführung von GKN in Mosel die Belegschaft auf mehreren Informationsversammlungen über den Beschluss des Gesellschafters, der Geschäftsführung und des Aufsichtsrats für eine Stilllegung der Fabrik informiert. Die Arbeitnehmervertreter hatten am Montag auf der Sitzung des Aufsichtsrats gegen den Beschluss gestimmt.
Irene Schulz, Bezirksleiterin IG Metall Berlin, Brandenburg, Sachsen und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: „Unsere Solidarität gilt allen Beschäftigten von GKN Driveline in ihrem Kampf für ihre Werke und Arbeitsplätze. Die Entscheidung des Gesellschafters und der Geschäftsführung gegen den Standort Mosel ist ein Schlag ins Gesicht für alle Kolleginnen und Kollegen von GKN Driveline in ganz Deutschland. Seit über vier Jahrzehnten produzieren die Beschäftigten in Mosel hochwertige Teile für die Autoindustrie. Sie haben eine Zukunftsperspektive statt dem Aus für ihren Betrieb und ihre Stellen verdient. Das Unternehmen muss die Transformation der Autoindustrie offensiv und konstruktiv angehen statt einseitig und rückwärtsgewandt auf Stellenabbau zu setzen und ganze Werke dicht zu machen.“
Jörg Kirsten, Betriebsratsvorsitzender von GKN Driveline in Mosel: „Eine drohende Schließung des Standorts geistert schon länger durch Mosel. Jetzt ist es allerdings kein Gespenst mehr, sondern Realität. Für die mehr als 800 Beschäftigten ist es bitter, dass ihre Arbeitsplätze dem Profit geopfert werden sollen. Denn während das Werk in Mosel dichtgemacht werden soll, zieht der Konzern an anderer Stelle eine neue Fertigung hoch. Gemeinsam mit der IG Metall werden wir diese Entscheidung nicht unwidersprochen lassen!“
Die angedrohte Schließung in Zwickau-Mosel ist nach Einschätzung des Betriebsrates erst der Anfang. Die vom Unternehmen vorgebrachten wirtschaftlichen Argumente treffen demnach auch auf die anderen drei deutschen Standorte zu. „Wenn Mosel erstmal weg ist, ist das nächste Werk dran“, so die Einschätzung von Jörg Kirsten. In den vergangenen drei Jahren schloss GKN schon die Werke in Kaiserslautern, Birmingham und Florenz.
Doch groß ist die Solidarität zwischen den Beschäftigten über alle Standorte hinweg. Und die Kampfbereitschaft, wie Markus Philippi, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, betont: „Die Kolleginnen und Kollegen bei GKN Driveline leisten eine qualifizierte, engagierte und innovative Arbeit. GKN muss sich verändern und Produkte herstellen, die zukunftsfähig sind. Alle Vorschläge, solche zukunftssichernden Produkte zu entwickeln werden aktiv abgelehnt, die Investitionen gehen jährlich zurück. Wir werden das nicht einfach geschehen lassen. Die Beschäftigten werden mit dem Betriebsrat und den Vertrauensleuten um den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen.“
Zum Hintergrund: Der Autozulieferer GKN produziert in Deutschland an den vier Standorten Offenbach (rund 1400 Beschäftigte), Zwickau-Mosel (gut 800 Beschäftigte), Kiel (130 Beschäftigte) und betreibt in Trier eine Schmiede (150 Beschäftigte). Das Werk in Kaiserslautern wurde bereits 2018 geschlossen.
Seit dem vergangenen Jahr führt die IG Metall mit dem Unternehmen Verhandlungen über einen Zukunftstarifvertrag. Damit will die IG Metall neben Tarifstandards auch Zukunftsinvestitionen in neue Produkte und Verfahren absichern, um die Werke gut durch die Transformation hin zur Elektromobilität zu bringen. Groß ist die Sorge in der Belegschaft in ganz Deutschland, dass mit einer Schließung des Werkes in Zwickau auch die anderen Standorte noch stärker unter Druck geraten. Die IG Metall fordert den Erhalt aller GKN-Werke in Deutschland.
Die Kolleginnen und Kollegen in Mosel fertigen Komponenten wie Kugelnaben und Gelenke und montieren Seitenwellen für große Autobauer wie BMW, Mercedes, VW und Audi.
(Pressemitteilung des IG Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen vom 18.01.2023)